Wir befinden uns im Jahr des 76. Jahrestages des Sieges über den deutschen Faschismus, der Befreiung des deutschen Volkes und der Völker Europas von diesem Joch. Indem wir die Erinnerung daran wachhalten, danken wir den Völkern der damaligen Sowjetunion, der Roten Armee, die die Hauptlast dieses Sieges trugen. Viele deutsche Antifaschisten nahmen an der Seite der Roten Armee teil am Kampf gegen die faschistischen Aggressoren. Ihnen zu danken ist uns Verpflichtung. Unvergessen bleiben die Millionen von Opfern, die dieser Krieg auf allen Seiten forderte. Wir verkennen nicht den Anteil der damaligen westlichen Alliierten an der Zerschlagung der faschistischen deutschen Kriegsmaschinerie, wissen jedoch um die Zusammenhänge deren Beiträge daran.
Vor diesem historischen Ereignis spannt sich der Bogen der Geschichte bis zur Gegenwart. Mit dem Sieg wurden Voraussetzungen geschaffen für eine dem Frieden und dem Antifaschismus verpflichtete Entwicklung in Deutschland und Europa. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, das waren eingedenk der Verbrechen des faschistischen Deutschlands Schlussfolgerungen der übergroßen Zahl der Menschen in Deutschland und in Europa. Und danach handelten sie. Sie beseitigten die Trümmer, oft auch die in den Köpfen vieler Menschen. Zahlreiche Friedensinitiativen entstanden. Zeitzeugen des Krieges, seiner Verbrechen und der Täter vermittelten ihre Erkenntnisse über Ursachen des Krieges der jungen Generation, die sich oft der Friedensbewegung anschloss.
Das alles geht aber einher mit der Zunahme der Gefahr eines neuen Krieges in Europa. Bereits unmittelbar seit der Nachkriegszeit mehren sich bis heute Versuche, die Geschichte des von Deutschland verursachten Weltbrandes umzudeuten, die entscheidende Rolle der Völker der damaligen Sowjetunion bei der Zerschlagung des Faschismus zu negieren. Im Fahrwasser der USA schwimmend wird Russland neben China zum Feind Nummer eins erklärt. Kriegsvorbereitungen der NATO, geführt von den USA und durch aktive Teilnahme der Bundesrepublik, sind nicht zu übersehen. Dokumentationen ist zu entnehmen, wie die USA unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges Pläne gegen die Sowjetunion, so u. a., „Atombombenziel Sowjetunion“, entwickelte. Heute stehen Truppenkontingente der NATO, darunter der Bundeswehr, auch der Garnison Marienberg, mit Gerät und Manövern unmittelbar an der Grenze zu Russland, so u. a. 180 km vor Petersburg! In Deutschland sind trotz zahlreicher Proteste, auch aus den Reihen der Fraktion der SPD, Atombomben der USA gelagert, die im „Einsatzfall“ von der deutschen Luftwaffe in Zielgebiete transportiert und dort „abgeworfen“ werden. Zur „Modernisierung“ der dazu geplanten Kampfflugzeuge werden riesige Steuergelder verausgabt.
Wir sollten wissen, wie sich führende Politiker der USA und Deutschlands heute zur Planung und Vorbereitung von Kriegen positionieren. So stellte der US-Verteidigungsminister auf einer Sicherheitskonferenz fest, dass sich die USA auf „einen Krieg mit hoher Intensität gegen Russland und China“ vorbereiten. Deutsche Politiker, so u. a. auch Pfarrer a. D. und Bundespräsident Gauck, „klären“ die Öffentlichkeit über die Rolle der Bundesrepublik in der globalen Politik auf. Deutschland müsse wieder „Gestaltungsmacht“ werden und die „eigenen Interessen gegebenenfalls militärisch absichern“. Die Verteidigungsministerin begründet die enormen Kosten für die Rüstung damit, dass „der Schutz deutscher Interessen auf dem Seeweg nicht zum Nulltarif“ zu haben sei. Sie verweist auf die „Notwendigkeit von mehr Präsenz und Wirkungsmöglichkeiten auch im Nordatlantik und im oft vernachlässigten Schwarzen Meer“. Diese Einstimmungen des deutschen Volkes auf die „Teilhabe“ Deutschlands an militärischen Einsätzen, sprich Kriegen, kann kaum deutlicher erfolgen.
Daher stehen wir vor der Aufgabe: „Abrüsten für unsere Zukunft“ Denn, bei keiner anderen existenziellen Frage unserer Zeit ist der Widerspruch so groß zwischen der Bedeutung des Themas und der öffentlichen Aufmerksamkeit, die ihm gewidmet wird, wie bei der Sicherung des Friedens und der Verhinderung von Kriegsgefahren. Die Spirale der Aufrüstung beschleunigt sich, die Militarisierung der Welt nimmt zu.
Die „Initiative Abrüsten statt aufrüsten“ fordert u. a. „Neue Entspannungspolitik jetzt“. Und weiter heißt es in deren Programm: „Wir brauchen eine starke Friedensbewegung, die sich nicht Stimmungen anpasst, sondern der zunehmenden Militarisierung der Welt eine klare Absage erteilt.“ Dazu gehört unserer Auffassung nach die Verbreitung der Informationen über die wachsende Kriegsgefahr, so wie u. a. der Ehrenbürger der Stadt Chemnitz, Pfarrer in Ruhe Herr Magirius in einem Gespräch mit der „Freien Presse“ das Fehlen von Debatten zu Fragen Krieg/Frieden und der Stationierung von Atombomben in Deutschland forderte.
Wir sprechen auch der Arbeitsgruppe „Chemnitzer Friedenstag“ unseren Dank für ihren Einsatz für Frieden und gegen Kriege aus.